
01.09.2023 | Interview zum Projekt Ausbildungsstation
Vier Fragen an Patrik Walther, Geschäftsführer der Alterszentrum Sumiswald AG
Wie hat sich die sumia dazu entschieden, am Projekt „Ausbildungsstation“ teilzunehmen?
Bildung hat im Betrieb einen sehr hohen Stellenwert und die Ausbildung von Lernenden und Studierenden stellt eine wichtige strategische Positionierung von sumia dar. sumia wurde vom BZ Pflege als Pilotbetrieb angefragt. Nach kurzer interner Umfrage war klar, dass diese Chance nicht ungenutzt bleiben durfte. sumia ist bekannt da-für, Neuerungen gegenüber offen dazustehen, diese in Form eines Pilotprojektes zu prüfen und wo möglich im Betrieb umzusetzen. Genau so war es auch mit dem Pilotprojekt „Ausbildungsstation“. Bildung ist eine Investition in zukünftige Fachpersonen und beim aktuell herrschenden Personalmangel ein entscheidendes Marketinginstrument.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht, die Einführung und Durchführung eines Projektes parallel zum regulären Betrieb einer Gesundheitsinstitution laufen zu lassen?
Wir begaben uns auf ein unbekanntes Terrain und konnten auf keine Erfahrungswerte aus anderen Betrieben zurückgreifen. Die Parallelität der Ausbildungsstation zum „normal“ laufenden Betrieb führte zu sehr grossem Informations- und Kommunikationsbedarf und band viele Personalressourcen. Eine Herausforderung stellte die Tatsache dar, dass auf der Ausbildungsstation während dem Projekt wesentlich mehr Personal zur Verfügung stand als auf allen übrigen Wohngruppen.
Die ¾ Jahre nach Beendigung des Pilotprojektes durchgeführte Zufriedenheitsmessung in sumia weist, sowohl bei den Bewohnenden wie auch bei den Angehörigen der Ausbildungsstation, sehr hohe Zufriedenheitswerte auf. Diese Werte zeigen, ebenso wie diverse spontane Rückmeldungen, dass die Ausbildungsstation für die Be-wohnenden in keiner Weise nachteilig war.
Wie verlief die Zusammenarbeit mit dem BZ Pflege?
Die Zusammenarbeit war konstruktiv und wir begegneten einander auf Augenhöhe. Im Praxisalltag durften die Lehrpersonen aus dem BZ Pflege bei der Pflege der Bewohnenden aus Versicherungsgründen nicht Hand anle-gen. Dies führte sowohl bei den Studierenden, bei den Bewohnenden wie auch bei den Lehrpersonen teils zu Situationen, welche für alle Beteiligten unnatürlich waren.
Studierende konnten sich während des Projektes mit konkreten Fragestellungen an die Lehrpersonen wenden. Diese Möglichkeit stellte für die Studierenden einen grossen Gewinn dar.
Welche Schlüsse ziehen Sie aus dem Projekt „Ausbildungsstation“?
Die Bündelung der Studierenden und Lernenden auf einer Wohngruppe ist ein interessanter Ansatz, den wir in sumia weiter verfolgen. Damit lassen sich Personalressourcen schonender einsetzen und zudem können sich die Lernenden und Studierenden direkt im Arbeitsalltag als Peers begegnen. Indem die Studierenden auf der Ausbildungsstation Verantwortung für die Organisation einer Wohngruppe übernehmen, werden sie praxisnah auf ihr zukünftiges Tätigkeitsfeld vorbereitet.
Die Studierenden wurden während dem Projekt sehr engmaschig begleitet. Daher war die Betreuungsintensität und damit auch der Personaleinsatz sehr hoch. Bei der Umsetzung im Regulärbetrieb sollte daher die Betreuungsintensität reduziert und die Selbstverantwortung der Studierenden gesteigert werden.
Das BZ Pflege sagt dazu:
Die bisherigen Evaluationsergebnisse zeigen, dass die Ausbildungsstation Modell BZ Pflege in verschiedener Hinsicht tendenziell für alle Beteiligten attraktive Mehrwerte mit sich bringt und ein zukunftsträchtiges, innovatives Ausbildungsmodell für die Studierenden HF Pflege in der Praxis darstellt. Die Studierenden gewinnen an Sicherheit im Arbeitsalltag und verbessern ihre Feedbackkompetenz. Miteinander und voneinander Lernen wird während ihrer Praktikumszeit zum Selbstverständnis. Das Transferlernen erhält in verschiedenen Lernsettings der Praxis einen grösseren Stellenwert. Insbesondere Fallbesprechungen werden von den Studierenden sehr wertgeschätzt. Die Projektzeit wurde von allen Beteiligten im Praktikumsbetrieb und seitens BZ Pflege sehr positiv und lehrreich erlebt – trotz des grossen Aufwandes für die Pilotdurchführung.